Die zehnköpfige Funkband Tower Of Power aus Oakland begeisterte am Mittwochabend die Besucher der KulturArena auf dem Jenaer Theatervorplatz. Kraftvoller, ungebändigter Sound drang aus den Boxen. Nicht Mainstream, nicht massentauglicher Einheitsbrei, sondern urwüchsiger Funk ließ die 2.300 Zuschauer zum Auftakt der Konzertarena bereits beim ersten Song im Rhythmus wippen und tanzen. Und wenn sich dieser bläserdominierte Sound erst einmal seinen Weg in den Gehörgang gebahnt hat, bekommt man ihn nicht mehr aus dem Kopf – spätestens jetzt weiß der geneigte Besucher, weshalb Rockgrößen wie Elton John, die Rolling Stones oder Rod Stewart und Phil Collins gerade die Bläsersektion der Tower Of Power regelmäßig für ihre Tourneen und Studioaufnahmen buchen.
Die Band ist in ihrer Gesamtheit ein wahres Energiebündel – pure Spielfreude übertrug sich von der Bühne ins dankbare Publikum, dass den Ball gern zurückspielte und so dominierte eine ausgelassen-heitere Stimmung, die auch der einsetzende Nieselregen nicht trüben konnte – die Temperatur stieg um gefühlte 30° C an und plötzlich hielt der Hochsommer Einzug und machte Lust auf durchtanzte Nächte.
Emilio Castillo (Tenorsaxophon, Lead- und Background) lernte 1968 den Baritonsaxophonisten Stephen ‘Doc’ Kupka kennen. Menschlich und musikalisch auf einer Wellenlänge, reifte der Entschluss in beiden, eine Band zu gründen – die Geburtsstunde der Tower Of Power. Zum wirklich großen Durchbruch kam es leider nie, was wohl an den sehr anspruchsvollen Arrangements und daher eher kompliziert klingenden Songs liegen mochte, doch platzierten die Funkmusiker einige Top30-Hits – vor allem in den frühen 70er Jahren – in den Charts. In den Achtzigern wurde es still um die Band. Die Hitparaden dominierten Synthie-Pop und New Wave. Da war kein Platz für Funk abseits des Mainstreams. Häufig wechselnde Besetzungen und die Kündigung des Plattenvertrages durch das Label Columbia machten es den Mannen um Bandleader Castillo nicht leichter.
Ab 1991 folgten wieder bessere Zeiten für Tower Of Power. Epic/Sony veröffentlichte die Alben “Monster On A Leash“, 1993 “TOP“ und 1995 “Sould Out“. Die Band ging weltweit auf Tournee, spielte sowohl in kleineren Klubs als auch auf großen Festivals – und nun führte sie ihr Weg nach Jena. Da standen am Mittwochabend zehn Musiker auf der Bühne, die ihr Handwerk verstehen, die ihre Instrumente perfekt beherrschen und ein fachkundiges Publikum in ihren Bann zogen. Nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil die Band in all den Jahren ihrer musikalischen Grundausrichtung treu geblieben ist.
Alles in allem also ein gelungener Auftakt der Konzertarena, denn einmal mehr bewiesen die Arena-Verantwortlichen ihr Gespür für interessante Acts. Nicht die Namen sind entscheidend für einen Auftritt im Rahmen der KulturArena, es ist die Qualität der Musiker, die die Arena Jahr für Jahr zum Ereignis macht. Und so darf sich Jena auch im Jahr 2007 auf gehaltvolle Wochen mit bekannten und weniger bekannten Musikern, auf etablierte Bands und Geheimtipps freuen.
Weitere Informationen zur Band im Internet unter http://www.bumpcity.com. Weitere Fotos in der Happy Arts Galerie. CDs von Tower of Power bei Amazon.
Text: Jens Mende
Fotos: Markus Kämmerer/Happy Arts
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