Als Soul-Business Mentor und Coach beobachte ich täglich, wie wir als Selbstständige uns durch die Corona-Zeit bewegen. Heike Lorenz hat mir mit ihrer Blogparade „Corona – Leben im Lockdown?!“ den Anlass gegeben, diese Beobachtungen in Worte zu formen. Alle Artikel der Blogparade findest du hier.
Die Pandemie mit dem Lockdown ist für uns als Solo-Unternehmer*innen eine völlig neue Herausforderung, auf die uns niemand vorbereitet hat. Das ist nicht schlimm, schließlich sind wir es gewöhnt, uns in mit wenig Informationen in stetig wechselndem Umfeld zu bewegen und dabei Lösungen zu finden. Außerdem lieben wir die Freiheit, die sich mit der Entscheidungs-Freiheit als unabhängige Beschäftige (so nennt uns das Finanzamt) ergibt. Frei zu entscheiden ist dann angenehm, wenn unser Unternehmens-Spielplatz riesig ist und uns damit einen großen Spielraum für Entscheidungen gibt. Die Gedanken der Freiheit stolpern höchstens an den Wünschen von Kunden, Finanzamt und Behörden. Doch wir sind’s gewohnt und sehen es als Herausforderung, die unsere Strategie mit neuen Impulsen nährt.
Doch dann kam der Lockdown…
… und er hat nicht vor, wieder wegzugehen. Plötzlich ist die Freiheit eingesperrt, der Tanzbereich weg und für viele steht das Business komplett still. Seit Monaten. Shutdown. Ohnmacht. Mist!
Unsere Optionen scheinen genauso schnell zu schwinden, wie das Geld auf dem Unternehmenskonto. Plötzlich ist die Freiheit weg und wir sind abhängig Unbeschäftigte statt unabhängig Beschäftigte. Auf unserem Unternehmens-Spielplatz wurden die Regeln geändert. Ohne uns zu fragen oder ohne, dass wir ernsthaft etwas tun könnten.
Oder doch? Sind wir wirklich im Unternehmens-Lockdown gefangen? Ist es das Ende oder der Beginn?
Meine Erfahrung sagt: Das kommt ganz darauf an! Uns zwar auf uns selbst. Wirklich nur auf uns selbst. Weder Herr Virus noch Frau Merkel haben hier etwas zu sagen. Wir stecken alle im gleichen Lockdown mit den gleichen Regeln unserer Umwelt (mit ein paar Variationen) und auch der Virus (mit ein paar Mutationen) differenziert nicht.
Trotzdem gibt es zwei Typen von Soloselbstständigen zu: Opossum und Terrier.
Eine Dualität? Mache ich es mir da nicht zu einfach? Eine integrale Denkweise fordert ein sowohl-als-auch und eine viel stärkere Differenzierung, doch scheinen sich alle Wege, mit der Pandemie umzugehen zwischen zwei Polen zu verstecken. Und fühlen sich zu dem ein oder anderen Pol hingezogen. Wie in einer Smile-Kurve:
Diese beiden Pole sind mir zuerst im März 2020 aufgefallen. Zusammen mit Renate Schmidt startete ich im ersten Lockdown die Aktion „Coaching-for-Hope“. An 49 Tagen hintereinander waren wir täglich 12:30 Uhr in der Videokonferenz mit kostenfreiem Coaching präsent. Jede*r, die etwas tun oder etwas neues denken wollten, durfte einfach einschalten. Was denkst du, wie viele das Angebot regelmäßig nutzten? Drei Unternehmerinnen!
Alle drei trafen wir genau ein Jahr später wieder: Sie sind gesund und ihr Unternehmen steht mitten im Lockdown besser da, als jemals zuvor!
Sie sind die Terrier der Pandemie: sie suchen sich ein Ziel aus und verfolgen es. Egal, welcher Widerstand dagegen spricht. Pandemie? Na und!
Doch wo waren all die anderen? Allein Renate und ich haben hunderte Kunden, welche mit uns erlebt haben, das Coaching wirkt. Doch sie versteckten sich. Zu viel Veränderung kann schließlich Angst machen. Sogar, als die BAFA 4.000 € für Coaching verschenkte, griffen erstaunlich wenige zu. Das machte mich fassungslos.
Sie sind die Opossums der Pandemie: bei Angst oder Angriff werfen sie sich auf den Rücken, stellen sich tot und warten, bis der Angriff vorüber ist.
Doch der Angriff bleibt. Und sie erstarren immer noch, denn der Lockdown verschwindet einfach nicht. Und deshalb ist die in der Natur an sich Lebensrettende Funktion des Totstellens die denkbar ungünstigste Lösung für Selbstständige und Unternehmer*innen. Starre ist das Gegenteil von Unternehmen.
Die Pandemie züchtet Opossums und Terrier. Und recht wenig dazwischen. Wo die Menschen vorher zwischen Aktivität und Entspannung gesund pendelten (manche versuchen diesen Zustand mit „Work-Live-Balance“ zu beschreiben), scheint die Pandemie Extreme zu begünstigen. Die Zögerlichen stellen sich tot, die aktiven rennen wie irre. Alle dazwischen sind Angestellte in Kurzarbeit.
Vielleicht sagst du jetzt, es gibt schon immer Menschen, die gern etwas tun und andere, die lieber abwarten. Das stimmt. Und jede dieser Eigenschaften hat ihre Zeit und ihren Raum. Dank unserer Opossum spielenden («play possum») Politiker sind wir gezwungen, etwas zu tun, wenn wir nicht untergehen möchten.
Ob wir ein Opossum oder ein Terrier werden, liegt an uns selbst. Einzig und allein an uns selbst. Es ist eine persönliche Entscheidung. Sie liegt im Bereich unseres eigenen, freiheitlichen Denkens (der Verweis auf Viktor Frankl darf hier nicht fehlen). Du bist es höchstpersönlich selbst, der die Entscheidung trifft: loslaufen oder abwarten. Beides ist erlaubt, beides ist ok und doch bringt dich die Entscheidung für einen der Wege zu einem anderen Ziel.
Meine Erfahrung zeigt, das sich Menschen mit einem hohen Stimulanz- oder Performer-Anteil im Modell der Limbic Map zu Terriern entwickeln. Ihre Neugierde oder der Aktivitätsdrang lassen sie losziehen. Sie suchen die Lösung im Innen, treffen Entscheidungen und handeln danach. Während die Balance-Orientierten eher die Lösung im Außen suchen (und bei Peter Altmaier nicht finden werden) und nach der Sicherheitsleine greifen und hoffen, dass die Pandemie vorübergeht. Die Steigerung dieser Opossum-Strategie ist die Strauß-Strategie: Kopf in den Sand und abwarten!
Woran erkennst du, ob du ein Opossum oder ein Terrier bist?
Eigenschaften reinrassiger Pandemie-Terrier
- Das Geschäftsmodell deines Soul-Business hat sich seit Beginn der Pandemie etwa 42 Mal geändert und ist noch klarer geworden. Du bist ein Vorbild.
- Du sitzt im Homeoffice vor einem Greenscreen und gestaltest Online, was vor einem Jahr gerade einmal Offline halbwegs funktionierte.
- Du bist Social. Natürlich nur virtuell im Social Media. Und wenn doch in Echt, dann mit FFP3-Maske, AHA-L und nur zum Einkaufen.
- Um alles allein herauszufinden hast du keine Zeit, sondern du gehst in eine Mastermind, in der du persönlich wächst und bei der du sogar eine völlig neue Webseite entwickelst.
- Du spürst, dass es da noch mehr geben muss als possierliche Tiere und Viren und beschäftigst dich mit moderner Spiritualität.
- Du hältst die aktuelle Politik für eine Oposse.
- Wenn du eine zugesperrte Gastronomie hast, entwickelst du „Drinks to walk away“ und verkaufst sie an der Fensterbar.
- … und hast immer eine Option, wie es noch gehen könnte im Kopf.
Eigenschaften reinrassiger Pandemie-Opossums
- Du rufst deinen Steuerberater an, der die Unterstützungshilfe 1-3 beantragt.
- Dein Homeoffice ist warm und gemütlich, aber der Internet-Zugang ist zum Zoomen zu langsam, schließlich kostet das Upgrade Geld, was du nicht hast.
- An deiner Bürotür klebt das Schild: „Wir sehen uns nach der Pandemie wieder…“.
- Du erklärst deinen Freunden, was ECMO ist und warum du Angst davor hast.
- Deine Katze zeigt dir, wie Ruhe und Gelassenheit aussieht. Etwa 23,5h am Tag – dazwischen ist Fressenszeit. Du wirst zur Katze.
- Coaches und Berater hältst du für Scharlatane, denn die wissen auch nicht besser, wie es geht.
- Du glaubst nicht daran, an der Situation wirklich etwas ändern zu können. Du glaubst, dass die Politiker das schon richten werden. Nein, das glaubst du auch nicht (mehr). Etwas zu glauben ist auf Dauer zu anstrengend.
Und was bist du? Ein Pandemie-Opossum oder ein Pandemie-Terrier? Schreibe mir in den Kommentaren.
Hi Markus,
super Vergleich!
Ich muss jetzt erstmal überlegen, welche Form des Terrier-Opossums ich eigentlich bin, denn ich entdecke bei mir sowohl das eine als auch das andere – spannend!
Liebe Grüße
Heike