Bilder vom Wave-Gotik-Treffen 2010 in Leipzig

Die Leipziger sind den Anblick gewöhnt und die Touristen schauen ungläubig und knipsen, wenn sie die rund 20.000 Besucher des Wave-Gotik-Treffen (WGT) in der Innenstadt von Leipzig sehen. Die Anhänger der Alternativen- und Schwarzen Szene besuchen jährlich zu Pfingsten nicht nur rund 200 Konzerte, sondern auch Lesungen, Mittelaltermärkte, Workshops und Partys. Traditionell spielen bei diesem internationalen Treffen das Aussehen und die Kleidung eine große Rolle: Zwar ist Schwarz die eindeutig dominierende Farbe, aber die Vielfalt der Stile, Variationen und Ideen ist grenzenlos. Von aufwendigen mittelalterlichen Kleidern über Korsagen, Lack und Leder ist jede Spielart zu finden und nichts zu extrem. Ein aufwendiges Make-up, passende Frisuren, Tattoos und Piercings gehören wie selbstverständlich dazu.

Wie schon die letzten Jahre war ich zu Pfingstsonnabend mit meiner Kamera in der Gegend um die Moritzbastei https://de.wikipedia.org/wiki/Moritzbastei unterwegs. Diese Stelle hat mittlerweile einen Laufstegcharakter: Zahllose Fotografen stürzen sich auf die ebenso zahlreich posierenden Models. Sehen und gesehen werden. Besonders auffällig oder interessant gekleidete Gothics versammeln innerhalb kürzester Zeit eine knipsende Traube um sich herum. Oft sind die Fotografen engagierte Amateure. Die bekannten Fotografen der Nachrichten-Agenturen waren ebenso anzutreffen (Mit dem Ergebnis, das eine bekannte Agentur keinen Fotografen mehr frei hatte, welcher die Massenkarambolage auf der A9 fotografieren konnte). Sogar das klassische Rückspuhlgeräusch einer analogen Kamera konnte ich vernehmen. Das fotografische Ergebnis ist hier im Blog zu sehen.

Auf dem Mauern der Moritzbastei befindet sich ein kleiner Mittelaltermarkt. Ein paar Händler verkaufen Kleidung, Schmuck und füllen für ein paar Taler die hungrigen Kehlen der durstigen. Eine kleine Band sorgte, so sie nicht gerade wieder Pause machte, für das musikalisch, mittelalterliche Einerlei. Doch vor dem Betreten des Marktes gilt es, die eiserne Treppe voller Zollstationen zu überwinden. Links darf der Wegzoll entrichtet werden: 5 € (ermäßigt 3 €) sind ein ordentlicher Preis für den Besuch der Stände, die über jeden Besucher froh sein sollten. Rechts steht die Security und kontrolliert alle Handtaschen. Meine als solche erkennbare Fototasche, wollte sie nicht sehen, wohl aber meinen Presseausweis. Damit schienen alle Hürden überwunden, aber weit gefehlt: Am oberen Ende der Treppe befand sich die nächste Schleuse: Eine weitere Security-Person erklärte mir, dass ich meine Spiegelreflexkamera wegpacken müsse, ein solche großes Objektiv (Canon 200/2.0L IS USM) erst recht. Wieder musste ich meinen offiziellen DJV-Presseausweis vorzeigen, was diesmal jedoch nicht ausreichte: Ich bräuchte eine noch offiziellere Akkreditierung des WGT-Pressebüros, um diesen Markt mit der Kamera zu betreten. Nach einiger Diskussion hatte er offensichtlich ein Einsehen und ich durfte unter der strengen Auflage, kein einziges Foto zu machen den Markt betreten. Ich habe mir ein Kirschbier gegönnt und beobachtet, wie die Security immer ein Auge auf mich hatte, das die auferlegte Sanktion (andere würden sagen: die Einschränkung der Pressefreiheit) auch Bestand haben würde. Die Lehre daraus: Lokaljournalisten, welche mit ihrer von der Redaktion gesponsorten 99 € Kompaktkamera die Welt einfangen tauchen einfach als Tourist unter und machen so unbehelligt ihren Job.

Weitere Fotos vom Wave-Gotik-Treffen 2010 in der Happy Arts Galerie.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen