Der Amoklauf und politischer Aktionismus

Der Amoklauf in Emsdetten beschäftigt die Medien und Gemüter. Wie nach jeder Gewalttat beginnt unter den Politikern der pure Aktionismus. Jeder hat etwas zu sagen und kann seinen ‚ultimativen‘ Vorschlag schneller umsetzen. Besonders beliebt sind Vorschläge, die vermeintlich wirksam sind, kaum Geld kosten und die eigene Wählerschaft nicht verärgern. Deshalb ist auch der alleskommentierende Herr Stoiber (CSU) sofort zur Stelle und fordert ein komplettes Verbot der Killerspiele. Dass die meisten Experten und sogar viele Politiker der Opposition diese Lösung für wenig hilfreich erachten, interessiert dabei nicht. Im Gegensatz zur Diskussion nach dem Amoklauf in Erfurt ist die Reaktion auf diesen Aktionismus in den Medien jedoch deutlich kritischer. Entscheidend ist nur, dass auf den Diskurs auch entsprechende Taten folgen.

Das Verbot der Killerspiele wird wohl kaum Wirkung zeigen. Es geht schon damit los, dass ein solches Verbot in der Praxis kaum durchsetzbar ist. Wer ein solches Spiel haben will, bekommt es auch. Der Aufwand ist gering; spezielles Wissen wird nicht benötigt. Ein Verbot könnte sogar in das Gegenteil umschlagen: verbotene Dinge sind potentiell interessant. Zu klären wäre die Frage, was dann die friedlichen Menschen machen, die sich mit solchen Spielen nur ‚abreagieren‘. Gehen diese dann alle zum Fußball oder ballern sie dann im realen Leben statt auf dem PC? Es gibt hunderte Möglichkeiten, sich anders zu beschäftigen und es ist ausgeschlossen, alle Möglichkeiten, die eine potentielle Gefahr darstellen, zu verbieten. Der Wunsch, dass sogar die Provider den Netzinhalt zensieren sollen, darf allenfalls als verdeckten Einstieg in die komplette Überwachung gesehen werden.

Wenn ein Verbot der Killerspiele keine Lösung ist, was sollen wir dann tun? Die Frage ist so einfach, wie die Lösung komplex ist. Einen Anhaltspunkt liefern die Spuren, die der Amokläufer im Netz hinterlassen hat. Sie reichen Jahre zurück und zeigen, welche Probleme dieser Mensch hatte und wie er mit ihnen umgegangen ist. Das diese Spuren in den letzten Stunden nach und nach aus dem Web gelöscht werden, ist unverständlich. Aus der Geschichte lernt man nicht, in dem man sie löscht. Im Web geht jedoch nichts wirklich verloren (hier, hier und hier) und so sammelt diese Seite alle Hintergrundinformationen zum Amoklauf.

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