Kinder auf dem Fotostand

70.000 Muggles können nicht irren

Kinder auf dem FotostandFantastisches Wetter. Seltsamer Fantastischer Sonntag. Der mdr feiert Tag den Tag der offenen Tür, wie jedes Jahr. Letztes Jahr waren geschätzt 15.000 Besucher anwesend. Dieses Jahr sollte alles anders kommen: der Kinderkanal feiert diesmal auf dem ega-Gelände mit und schwups – da sind es 70.000 Besucher an einem einzigen Tag. Die Besucher kommen aus dem halben Deutschland und haben z.T. stundenlange Anfahrtswege hinter sich, dabei ist das MDR Sendegebiet garnicht soo groß. Für mich als alter Medienwissenschaftler kommen nur zwei Erklärungen in Frage: der Mythos Fernsehen und Hörfunk lebt mehr als je zu vor. Wenn die Besucher ‚ihre‘ Moderatoren endlich einmal persönlich sehen und ‚anfassen‘ können, wäre keine UFO-Landung spannender. Die zweite Erklärung ist ganz simpel: es kostet kein Eintritt. In den aktuellen Zeiten gefühlter Rezension ist kaum jemand bereit für etwas zu bezahlen, was er nicht vermeintlich woanders kostenlos bekommen kann. Das merken z.B. die lokalen Bands und Veranstalter im allgemeinen. Jede 99 Cent Party hat hunderte Gäste, denen der anwesende DJ die ewig gleiche Musik an den Kopf wirft. Ein Eintrittspreis von über 5 € garantiert jedoch dafür, das niemand kommt – selbst wenn sich eine gute Live-Band den ganzen Abend plagt.
Aber zurück zum letzten Sonntag. Der MDR hat unbekannte Stars der Szene eingeladen. Ich glaube, ich lebe in einer anderen Szene. Denn die Namen wie Dirk Michaelis, Francine Jordi, Gaby Baginsky, Gilbert und Leonard habe ich noch nie zuvor gehört. Das Publikum scheint es nicht zu stören, denn sie schunkeln bei jedem Lied brav und fleißig mit. Das Publikum kennt die Songs – sind es doch oft schon seit 20 Jahren die gleichen. Folglich bedankt sich jeder Künstler auf der Bühne auch erst einmal brav, dass ihm das Publikum über die letzten 10, 20 oder gar 30(!) Jahre gefolgt ist. Es werden dann ein oder zwei aktuelle Lieder (ops, ich wollte sagen Variationen der alten Lieder) gespielt um dann doch die ollen Kamellen hervorzuholen, die das Publikum über alles liebt. Letzes Jahr hat es Ute Freudenberg mit „Jugendliebe“ vorgemacht. Apropos Ute: sie kann es wirklich. Singen meine ich. Als einzige Künstlerin singt sie Live auf der Bühne und hat eine Stimme, die wirklich beigeistern kann. Für mich ist sie die absolute (einzigste?) Ausnahme im deutschen Schlager.
Damit ihr auch etwas von diesem Sonntag habt, gibt es wieder eine Menge Bilder. Die Kinder sind mal wieder die dankbarsten Motive.

2 Kommentare zu „70.000 Muggles können nicht irren“

  1. Ich wohne im Paris und ich spreche nur ein bisschen Deutsch (kaum und schelcht) aber ich hätte gern wissen wollen warum du solche Reaktion hast ueber was MDR organisiert hat, und auch, wie kann ich sagen, was du ueber MDR meinst weil ich verstehen möchte was die Leute warten auf „publik“ Fernsehen in Ländern der „former“ DDR ?

    In english, easier for me : I live in Paris and I have to work (I’m a consultant in Communication) for Public Television at the regional level and I would like to understand what people thinking, feeling in Germany (in the former DDR area because of its specificity regarding the other parts of the country) about their regional TV, MDR for this area. Not only about programming but also about the design, the way they communicate and the image they want to have and the image they really have among the population.

    If you can give your point of view and some links to blogs or chatgroup where people are talking about that, I’ll be very thankful.

  2. Pingback: Tag der offenen Tür beim MDR und dem KI.KA in Erfurt - Happy Arts Blog

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